Wir hatten von Anfang nicht das Gefühl, dass wir "nur" Gäste sind. Es entstand eher der Eindruck, als wären wir zum ersten Mal bei einem guten Bekannten zur Hofbesichtigung eingeladen. Bonni merkt man die Liebe zu bzw. die Begeisterung von den Rockies sofort an und mit spürbarem Stolz hat er uns die Ranch und die Pferde gezeigt.
Der erste Kontakt war direkt sehr bemerkenswert. Die 4 Stuten lagen gemütlich auf der Weide und nahmen zunächst keine Notiz von uns. Wir hatten zwar gelesen, dass die Rasse sehr entspannt und menschenfreundlich ist aber bei zwei völlig Fremden sooooo ruhig zu reagieren, war beeindruckend. Selbst als wir uns zu ihnen runterknieten und sie streichelten, blieben sie noch liegen. Danach haben wir noch die beiden Mütter mit ihren jungen Fohlen begrüßen können und auch hier: Beeindruckende Gelassenheit und sehr neugierige und vorwitzige Fohlen (gerade einmal 14 Tage alt).
Nun ging es – nach putzen und satteln (sehr entspannt bei ruhiger Countrymusik) – erstmal zum Warmreiten inkl. ausführlicher Erklärung, wie die Rockies zu reiten sind, in die Halle. Hier begann auch das, was bei uns beiden im Verlaufe des Tages zu einem grenzdebilen Dauergrinsen geführt hat: Ace und Grace sind wirklich traumhafte Pferde und Bonni ein sehr geduldiger – und auf ruhige und angenehme Art motivierender – Reitlehrer. Auch der männliche Part von uns hat sich sofort wohl und sehr gut aufgehoben gefühlt. Ace hat mir immer das Gefühl gegeben, dass sie schon weiß was zu tun ist. Und das selbst dann, wenn sie sich sicher sein konnte, dass es mir grade genau anders geht. Ein paar Mal hatte ich das Gefühl, dass sie zu denken scheint: "Ich weiß ja, was er mir sagen will. Er drückt sich halt nur blöd aus." Das was ich gedacht habe, hat sie umgesetzt – selbst wenn die Hilfengebung meinerseits nur bedingt richtig erfolgte.
Nach geschätzten 30-40 Minuten ging es dann ins Gelände. Und ab diesem Moment konnte unser Grinsen jedem Vergleich zum Joker aus den Batman-Filmen standhalten. Nach ein paar Kilometern im Schritt haben wir den Gait fühlen dürfen. Und in dieser Gangart haben Grace und Ace uns komplett von den Vorzügen der Rasse überzeugt. Ehrlich gesagt, wollten und konnten wir der Beschreibung auf der Homepage nicht so ganz trauen. Zu oft haben wir schon gelesen, wie sensationell toll die Wanderreit- oder Schulbetriebpferde sein sollen um uns dann vor Ort zu fragen, warum ausgerechnet diese Pferde dann offenbar kurz vor unserem Besuch gegen völlig unmotivierte, gebrochene und traurig anzuschauende Wesen ersetzt wurden. Aber das war hier wirklich genau andersherum.
Die Beschreibungen auf der Homepage sind sogar noch untertrieben. Man hat beiden Rockies und auch Bonni den Spaß an diesem Ausflug angemerkt. Zurück ging es dann nochmal für ein paar Lektionen/ Übungen in die Halle (im gleichmäßigem Tempo über (Cavaletti)Stangen, Wendungen und schlussendlich musste noch ein Ball in ein Viereck "getrieben" werden). Nachdem die Pferde auf die Weide entlassen wurden, ging es zur Nachbesprechung mit Abschlussbier in die warme Stube. Auch hier haben wir noch tolle Hinweise und Tipps von Bonni, Rainer und Uwe erhalten.
Kurzum: Das Erlebnis war jeden Cent wert und sticht aus der breiten Masse an lieblos organisierten und durchgeführten Events in der Reiterszene wie ein 3-Sterne-7-Gang-Menü inmitten einer Fastfood-Landschaft heraus. Und das ist wirklich nicht übertrieben. Man darf sich nur hinterher nicht wundern, wenn man noch etwas Geld für den Baumarkt benötigt. Es bedarf nämlich guten Werkzeugs, um sich das oben erwähnte Grinsen aus dem Gesicht zu meißeln, welches übrigens unmittelbar beim Schreiben und Korrekturlesen unseres Berichts ebenso schlagartig wie nachhaltig von unserem Gesicht Beschlag genommen hat. Zum Glück wohnen wir nur 3.5 h entfernt und haben deshalb direkt für Ende Mai einen weiteren Ausflug zur Ranch geplant. Die Vorfreude ist schon wieder riesig.
Herzliche Grüße, Mica und Becks